Fr 19.08.22 |  13:12 Uhr  |  Von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst     

DPA/Carsten Koall Audio: rbb24-Inforadio | 19.08.2022 | Joe Goll | Bild: DPA/Carsten Koall Als Art Director war Patricia Schlesinger gemeinsam mit ihrem Chefjuristen Mediendirektorin beim rbb. Um ihn loszuwerden, muss der Sender ihm mehr als 700.000 Euro zahlen. Vom rbb Forschungskreis* Der rbb bezahlt seit vier Jahren einen eigentlich arbeitslosen Medienmanager. Bis zum 31. August 2026 soll der Mann insgesamt mehr als 700.000 Euro erhalten. Mehr als 300.000 Euro hat ihm der Sender seit seinem Abgang bereits gezahlt. Für die monatlichen Zahlungen sind nach Informationen des Ermittlerteams des rbb die frisch gefeuerte Intendantin Patricia Schlesinger sowie Susann Lange, damals Rechtsberaterin des Senders und heute Leiterin der Rechtsabteilung, verantwortlich. Das Paar bot dem 57-jährigen Manager bei Vertragsunterzeichnung die lukrative „Vorruhestandsregelung“ an. Der Geschäftsführer ist seit den 1990er Jahren beim rbb tätig, zunächst als Rechtsanwalt, zuletzt als Geschäftsführer der rbb media GmbH. Im Sommer 2018 soll Schlesinger bei seinem Abgang in einer Pressemitteilung gesagt haben, er könne bei der Sender-Tochter auf eine „bemerkenswerte Erfolgsgeschichte“ zurückblicken. Das tut uns sehr leid, die Zusammenarbeit war hervorragend.

Warum wurde dieses Angebot gemacht?

Nach dem Ausscheiden des Direktors erhielt er ein Beratungshonorar in Höhe von 10.000 € sowie eine Prämie in Höhe von 24.000 €. Der rbb erklärte damals öffentlich, dass der Manager die rbb-Medien auf eigenen Wunsch verlassen habe. Aus einem Schreiben, in dem er als Geschäftsführer zurückgetreten ist, geht hervor, dass er dann in der Rechtsabteilung des rbb – der Abteilung von Susann Lange – arbeiten sollte. Nach Informationen des rbb-Forschungsteams hat er dort offiziell noch eine Festanstellung und steht sogar im Urlaubsplan. Warum genau der rbb dem von ihm hoch gelobten Manager Zahlungen von jährlich rund 100.000 Euro anbot, um nicht mehr für das Haus zu arbeiten, wollte niemand beantworten. „Diese Verfahren liefen über die Rechtsabteilung des eigenen Senders. Sie sind also an der Quelle“, schrieb Schlesingers Anwalt Ralf Höcker am Mittwoch auf Anfrage des rbb-Ermittlerteams. „Bitte sehen Sie sich die Akten der Rechtsabteilung des rbb an. Frau Schlesinger hat darauf keinen Zugriff mehr.“

Ein Blick in das Archiv der Rechtsabteilung des rbb

Lang lehnte es ab, sich zum „Vorruhestandsplan“ ihres Managers oder zu ihrer eigenen Rolle in den zugrunde liegenden Verhandlungen zu äußern. In einer E-Mail an das Ermittlungsteam des rbb hat der Leiter der Rechtsabteilung am heutigen Freitag lapidar argumentiert, dass eine Wiedereinstellung des Mitarbeiters beim rbb auf keinen Fall möglich sei. In der Vergangenheit hatte sie eine Verlängerung der Frist für ihre Antwort beantragt. Allerdings leitete sie den E-Mail-Verkehr – offenbar irrtümlich – zur internen Abstimmung innerhalb ihrer Abteilung an das Recherche-Team des rbb weiter. Dies weist darauf hin, dass ein Lange-Mitarbeiter in der Rechtsabteilung damals, im Jahr 2018, Bedenken hinsichtlich eines Compliance-Prozesses geäußert hatte.

dpa / Carsten Koall rbb-Fall – Das Prinzip des Regisseurs Die Staatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Unterlagen und Daten für den rbb-Fall zu sichern. Patricia Schlesinger, eine ehemalige Direktorin, hat sich gegenüber dem Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Dass rbb-Forschungsgruppe* erwähnt.

Verletzung von Persönlichkeitsrechten

Kurz bevor Schlesinger und Lange dem Direktor ihr Angebot unterbreiteten, lief eine interne Untersuchung über ein mögliches Fehlverhalten des Mannes. Nach Informationen des rbb-Ermittlungsteams hatte der Mann die Ermittlungen selbst eingeleitet.

	rbb-Fall – Das Prinzip des Regisseurs

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Unterlagen und Daten für den rbb-Fall zu sichern. Patricia Schlesinger, eine ehemalige Direktorin, hat sich gegenüber dem Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Dass rbb-Forschungsgruppe* erwähnt. Die Ermittlungen ergaben zwar kein kündigungswürdiges Fehlverhalten, aber ein echtes Problem: Offenbar wurden Mitarbeiter während der Ermittlungen zum Privatleben des Mannes befragt. Nach Angaben der Beteiligten verletzte der Sender die Persönlichkeitsrechte des Regisseurs. Lange profitierte offenbar vom Abgang des Managers bei den rbb-Medien. Eine Woche nachdem sie und Schlesinger ihm den “Vorruhestandsplan” angeboten hatten und er sich bereit erklärte, zurückzutreten, veranlasste Schlesinger, dass Lange vorübergehend selbst zweite CEO der Tochtergesellschaft wurde. Das wurde auf einer außerordentlichen Versammlung der rbb-Medienaktionäre offenbar unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen: Anwesend waren laut notarieller Niederschrift nur Schlesinger und Lange. Nach Angaben des Research-Teams des rbb erhielt Lang als zweite Geschäftsführerin eine monatliche Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro – zusätzlich zu ihrem bisherigen Gehalt beim rbb.

Gemeinsamer Urlaub in Ruanda mit Schlesinger und Spörl

Einem heute veröffentlichten Bericht des Online-Portals „Business Insider“ zufolge sollen weitere ehemalige Mitarbeiter entlassen worden sein und ähnliche lukrative „Vorruhestandspläne“ haben, sodass sie nicht mehr für das Unternehmen arbeiten.

	rbb-Fall – Besuchen Sie Patricia Ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger private Dinner als Geschäftstermine getarnt und den Sender abgerechnet?  Der Verdacht liegt auf der Hand. Von René Althammer und Oliver Noffke  

Die Person, die Schlesinger im Sommer 2018 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt hat, leitet den rbb noch heute: Edda Kraft. Der Sender schmuggelte sie aus einer Tochtergesellschaft des MDR, die bis dahin im Besitz von Kraft gewesen war. Kraft sagte am Dienstag gegenüber dem Recherche-Team des rbb, Schlesinger sei bereits im April 2018 auf die CEO-Position angesprochen worden – mehr als zwei Monate, bevor der hoch angesehene Medienmanager zurücktrat und ihm die „Vorruhestandsregelung“ angeboten wurde. Ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger private Dinner als Geschäftstermine getarnt und den Sender abgerechnet? Der Verdacht liegt auf der Hand. Von René Althammer und Oliver Noffke Höcker behauptete, Krafts Wilderei-Vorschlag sei vom Rbb an Schlesinger weitergeleitet worden. Schlesinger und Kraft kannten sich bis dahin nur oberflächlich und trafen sich nur wenige Male. Offenbar sind der rbb-Manager und der Manager-Nachfolger seitdem Freunde geworden. Im Juni 2022 machten Kraft und Schlesinger gemeinsam Urlaub in Ostafrika. Ein von der deutschen Botschaft in Ruanda auf Twitter gepostetes Foto zeigt die beiden als Teil einer Reisegruppe, zu der auch Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl gehörte. Kurz nach Schlesingers Rückkehr nach Deutschland wurden erste Details der rbb-Affäre bekannt. Gegenstand der Berichterstattung war auch ein im Oktober 2020 abgeschlossener Vertrag eines Beraters mit rbb-Medien, der aufgrund des Weggangs des Managers derzeit von Schlesingers Vertrauter Edda Kraft betreut wird. *Das Forschungsteam des rbb besteht aus René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst. Er geht Vorwürfen gegen die rbb-Führung nach, agiert unabhängig und ist nicht an Weisungen gebunden. Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 19.08.2022, 14 Uhr Beigesteuert von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst


title: “Dumping F R 700.000 Euro Wie Schlesinger Einen Manager T Tete Klmat” ShowToc: true date: “2022-10-22” author: “Marquita Melton”


    Fr 19.08.22 |  13:12 Uhr  |  Von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst     

DPA/Carsten Koall Audio: rbb24-Inforadio | 19.08.2022 | Joe Goll | Bild: DPA/Carsten Koall Als Art Director war Patricia Schlesinger gemeinsam mit ihrem Chefjuristen Mediendirektorin beim rbb. Um ihn loszuwerden, muss der Sender ihm mehr als 700.000 Euro zahlen. Vom rbb Forschungskreis* Der rbb bezahlt seit vier Jahren einen eigentlich arbeitslosen Medienmanager. Bis zum 31. August 2026 soll der Mann insgesamt mehr als 700.000 Euro erhalten. Mehr als 300.000 Euro hat ihm der Sender seit seinem Abgang bereits gezahlt. Für die monatlichen Zahlungen sind nach Informationen des Ermittlerteams des rbb die frisch gefeuerte Intendantin Patricia Schlesinger sowie Susann Lange, damals Rechtsberaterin des Senders und heute Leiterin der Rechtsabteilung, verantwortlich. Das Paar bot dem 57-jährigen Manager bei Vertragsunterzeichnung die lukrative „Vorruhestandsregelung“ an. Der Geschäftsführer ist seit den 1990er Jahren beim rbb tätig, zunächst als Rechtsanwalt, zuletzt als Geschäftsführer der rbb media GmbH. Im Sommer 2018 soll Schlesinger bei seinem Abgang in einer Pressemitteilung gesagt haben, er könne bei der Sender-Tochter auf eine „bemerkenswerte Erfolgsgeschichte“ zurückblicken. Das tut uns sehr leid, die Zusammenarbeit war hervorragend.

Warum wurde dieses Angebot gemacht?

Nach dem Ausscheiden des Direktors erhielt er ein Beratungshonorar in Höhe von 10.000 € sowie eine Prämie in Höhe von 24.000 €. Der rbb erklärte damals öffentlich, dass der Manager die rbb-Medien auf eigenen Wunsch verlassen habe. Aus einem Schreiben, in dem er als Geschäftsführer zurückgetreten ist, geht hervor, dass er dann in der Rechtsabteilung des rbb – der Abteilung von Susann Lange – arbeiten sollte. Nach Informationen des rbb-Forschungsteams hat er dort offiziell noch eine Festanstellung und steht sogar im Urlaubsplan. Warum genau der rbb dem von ihm hoch gelobten Manager Zahlungen von jährlich rund 100.000 Euro anbot, um nicht mehr für das Haus zu arbeiten, wollte niemand beantworten. „Diese Verfahren liefen über die Rechtsabteilung des eigenen Senders. Sie sind also an der Quelle“, schrieb Schlesingers Anwalt Ralf Höcker am Mittwoch auf Anfrage des rbb-Ermittlerteams. „Bitte sehen Sie sich die Akten der Rechtsabteilung des rbb an. Frau Schlesinger hat darauf keinen Zugriff mehr.“

Ein Blick in das Archiv der Rechtsabteilung des rbb

Lang lehnte es ab, sich zum „Vorruhestandsplan“ ihres Managers oder zu ihrer eigenen Rolle in den zugrunde liegenden Verhandlungen zu äußern. In einer E-Mail an das Ermittlungsteam des rbb hat der Leiter der Rechtsabteilung am heutigen Freitag lapidar argumentiert, dass eine Wiedereinstellung des Mitarbeiters beim rbb auf keinen Fall möglich sei. In der Vergangenheit hatte sie eine Verlängerung der Frist für ihre Antwort beantragt. Allerdings leitete sie den E-Mail-Verkehr – offenbar irrtümlich – zur internen Abstimmung innerhalb ihrer Abteilung an das Recherche-Team des rbb weiter. Dies weist darauf hin, dass ein Lange-Mitarbeiter in der Rechtsabteilung damals, im Jahr 2018, Bedenken hinsichtlich eines Compliance-Prozesses geäußert hatte.

dpa / Carsten Koall rbb-Fall – Das Prinzip des Regisseurs Die Staatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Unterlagen und Daten für den rbb-Fall zu sichern. Patricia Schlesinger, eine ehemalige Direktorin, hat sich gegenüber dem Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Dass rbb-Forschungsgruppe* erwähnt.

Verletzung von Persönlichkeitsrechten

Kurz bevor Schlesinger und Lange dem Direktor ihr Angebot unterbreiteten, lief eine interne Untersuchung über ein mögliches Fehlverhalten des Mannes. Nach Informationen des rbb-Ermittlungsteams hatte der Mann die Ermittlungen selbst eingeleitet.

	rbb-Fall – Das Prinzip des Regisseurs

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Unterlagen und Daten für den rbb-Fall zu sichern. Patricia Schlesinger, eine ehemalige Direktorin, hat sich gegenüber dem Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Dass rbb-Forschungsgruppe* erwähnt. Die Ermittlungen ergaben zwar kein kündigungswürdiges Fehlverhalten, aber ein echtes Problem: Offenbar wurden Mitarbeiter während der Ermittlungen zum Privatleben des Mannes befragt. Nach Angaben der Beteiligten verletzte der Sender die Persönlichkeitsrechte des Regisseurs. Lange profitierte offenbar vom Abgang des Managers bei den rbb-Medien. Eine Woche nachdem sie und Schlesinger ihm den “Vorruhestandsplan” angeboten hatten und er sich bereit erklärte, zurückzutreten, veranlasste Schlesinger, dass Lange vorübergehend selbst zweite CEO der Tochtergesellschaft wurde. Das wurde auf einer außerordentlichen Versammlung der rbb-Medienaktionäre offenbar unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen: Anwesend waren laut notarieller Niederschrift nur Schlesinger und Lange. Nach Angaben des Research-Teams des rbb erhielt Lang als zweite Geschäftsführerin eine monatliche Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro – zusätzlich zu ihrem bisherigen Gehalt beim rbb.

Gemeinsamer Urlaub in Ruanda mit Schlesinger und Spörl

Einem heute veröffentlichten Bericht des Online-Portals „Business Insider“ zufolge sollen weitere ehemalige Mitarbeiter entlassen worden sein und ähnliche lukrative „Vorruhestandspläne“ haben, sodass sie nicht mehr für das Unternehmen arbeiten.

	rbb-Fall – Besuchen Sie Patricia Ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger private Dinner als Geschäftstermine getarnt und den Sender abgerechnet?  Der Verdacht liegt auf der Hand. Von René Althammer und Oliver Noffke  

Die Person, die Schlesinger im Sommer 2018 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt hat, leitet den rbb noch heute: Edda Kraft. Der Sender schmuggelte sie aus einer Tochtergesellschaft des MDR, die bis dahin im Besitz von Kraft gewesen war. Kraft sagte am Dienstag gegenüber dem Recherche-Team des rbb, Schlesinger sei bereits im April 2018 auf die CEO-Position angesprochen worden – mehr als zwei Monate, bevor der hoch angesehene Medienmanager zurücktrat und ihm die „Vorruhestandsregelung“ angeboten wurde. Ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger private Dinner als Geschäftstermine getarnt und den Sender abgerechnet? Der Verdacht liegt auf der Hand. Von René Althammer und Oliver Noffke Höcker behauptete, Krafts Wilderei-Vorschlag sei vom Rbb an Schlesinger weitergeleitet worden. Schlesinger und Kraft kannten sich bis dahin nur oberflächlich und trafen sich nur wenige Male. Offenbar sind der rbb-Manager und der Manager-Nachfolger seitdem Freunde geworden. Im Juni 2022 machten Kraft und Schlesinger gemeinsam Urlaub in Ostafrika. Ein von der deutschen Botschaft in Ruanda auf Twitter gepostetes Foto zeigt die beiden als Teil einer Reisegruppe, zu der auch Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl gehörte. Kurz nach Schlesingers Rückkehr nach Deutschland wurden erste Details der rbb-Affäre bekannt. Gegenstand der Berichterstattung war auch ein im Oktober 2020 abgeschlossener Vertrag eines Beraters mit rbb-Medien, der aufgrund des Weggangs des Managers derzeit von Schlesingers Vertrauter Edda Kraft betreut wird. *Das Forschungsteam des rbb besteht aus René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst. Er geht Vorwürfen gegen die rbb-Führung nach, agiert unabhängig und ist nicht an Weisungen gebunden. Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 19.08.2022, 14 Uhr Beigesteuert von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst


title: “Dumping F R 700.000 Euro Wie Schlesinger Einen Manager T Tete Klmat” ShowToc: true date: “2022-12-10” author: “Paul Vinciguerra”


    Fr 19.08.22 |  13:12 Uhr  |  Von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst     

DPA/Carsten Koall Audio: rbb24-Inforadio | 19.08.2022 | Joe Goll | Bild: DPA/Carsten Koall Als Art Director war Patricia Schlesinger gemeinsam mit ihrem Chefjuristen Mediendirektorin beim rbb. Um ihn loszuwerden, muss der Sender ihm mehr als 700.000 Euro zahlen. Vom rbb Forschungskreis* Der rbb bezahlt seit vier Jahren einen eigentlich arbeitslosen Medienmanager. Bis zum 31. August 2026 soll der Mann insgesamt mehr als 700.000 Euro erhalten. Mehr als 300.000 Euro hat ihm der Sender seit seinem Abgang bereits gezahlt. Für die monatlichen Zahlungen sind nach Informationen des Ermittlerteams des rbb die frisch gefeuerte Intendantin Patricia Schlesinger sowie Susann Lange, damals Rechtsberaterin des Senders und heute Leiterin der Rechtsabteilung, verantwortlich. Das Paar bot dem 57-jährigen Manager bei Vertragsunterzeichnung die lukrative „Vorruhestandsregelung“ an. Der Geschäftsführer ist seit den 1990er Jahren beim rbb tätig, zunächst als Rechtsanwalt, zuletzt als Geschäftsführer der rbb media GmbH. Im Sommer 2018 soll Schlesinger bei seinem Abgang in einer Pressemitteilung gesagt haben, er könne bei der Sender-Tochter auf eine „bemerkenswerte Erfolgsgeschichte“ zurückblicken. Das tut uns sehr leid, die Zusammenarbeit war hervorragend.

Warum wurde dieses Angebot gemacht?

Nach dem Ausscheiden des Direktors erhielt er ein Beratungshonorar in Höhe von 10.000 € sowie eine Prämie in Höhe von 24.000 €. Der rbb erklärte damals öffentlich, dass der Manager die rbb-Medien auf eigenen Wunsch verlassen habe. Aus einem Schreiben, in dem er als Geschäftsführer zurückgetreten ist, geht hervor, dass er dann in der Rechtsabteilung des rbb – der Abteilung von Susann Lange – arbeiten sollte. Nach Informationen des rbb-Forschungsteams hat er dort offiziell noch eine Festanstellung und steht sogar im Urlaubsplan. Warum genau der rbb dem von ihm hoch gelobten Manager Zahlungen von jährlich rund 100.000 Euro anbot, um nicht mehr für das Haus zu arbeiten, wollte niemand beantworten. „Diese Verfahren liefen über die Rechtsabteilung des eigenen Senders. Sie sind also an der Quelle“, schrieb Schlesingers Anwalt Ralf Höcker am Mittwoch auf Anfrage des rbb-Ermittlerteams. „Bitte sehen Sie sich die Akten der Rechtsabteilung des rbb an. Frau Schlesinger hat darauf keinen Zugriff mehr.“

Ein Blick in das Archiv der Rechtsabteilung des rbb

Lang lehnte es ab, sich zum „Vorruhestandsplan“ ihres Managers oder zu ihrer eigenen Rolle in den zugrunde liegenden Verhandlungen zu äußern. In einer E-Mail an das Ermittlungsteam des rbb hat der Leiter der Rechtsabteilung am heutigen Freitag lapidar argumentiert, dass eine Wiedereinstellung des Mitarbeiters beim rbb auf keinen Fall möglich sei. In der Vergangenheit hatte sie eine Verlängerung der Frist für ihre Antwort beantragt. Allerdings leitete sie den E-Mail-Verkehr – offenbar irrtümlich – zur internen Abstimmung innerhalb ihrer Abteilung an das Recherche-Team des rbb weiter. Dies weist darauf hin, dass ein Lange-Mitarbeiter in der Rechtsabteilung damals, im Jahr 2018, Bedenken hinsichtlich eines Compliance-Prozesses geäußert hatte.

dpa / Carsten Koall rbb-Fall – Das Prinzip des Regisseurs Die Staatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Unterlagen und Daten für den rbb-Fall zu sichern. Patricia Schlesinger, eine ehemalige Direktorin, hat sich gegenüber dem Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Dass rbb-Forschungsgruppe* erwähnt.

Verletzung von Persönlichkeitsrechten

Kurz bevor Schlesinger und Lange dem Direktor ihr Angebot unterbreiteten, lief eine interne Untersuchung über ein mögliches Fehlverhalten des Mannes. Nach Informationen des rbb-Ermittlungsteams hatte der Mann die Ermittlungen selbst eingeleitet.

	rbb-Fall – Das Prinzip des Regisseurs

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Unterlagen und Daten für den rbb-Fall zu sichern. Patricia Schlesinger, eine ehemalige Direktorin, hat sich gegenüber dem Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Dass rbb-Forschungsgruppe* erwähnt. Die Ermittlungen ergaben zwar kein kündigungswürdiges Fehlverhalten, aber ein echtes Problem: Offenbar wurden Mitarbeiter während der Ermittlungen zum Privatleben des Mannes befragt. Nach Angaben der Beteiligten verletzte der Sender die Persönlichkeitsrechte des Regisseurs. Lange profitierte offenbar vom Abgang des Managers bei den rbb-Medien. Eine Woche nachdem sie und Schlesinger ihm den “Vorruhestandsplan” angeboten hatten und er sich bereit erklärte, zurückzutreten, veranlasste Schlesinger, dass Lange vorübergehend selbst zweite CEO der Tochtergesellschaft wurde. Das wurde auf einer außerordentlichen Versammlung der rbb-Medienaktionäre offenbar unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen: Anwesend waren laut notarieller Niederschrift nur Schlesinger und Lange. Nach Angaben des Research-Teams des rbb erhielt Lang als zweite Geschäftsführerin eine monatliche Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro – zusätzlich zu ihrem bisherigen Gehalt beim rbb.

Gemeinsamer Urlaub in Ruanda mit Schlesinger und Spörl

Einem heute veröffentlichten Bericht des Online-Portals „Business Insider“ zufolge sollen weitere ehemalige Mitarbeiter entlassen worden sein und ähnliche lukrative „Vorruhestandspläne“ haben, sodass sie nicht mehr für das Unternehmen arbeiten.

	rbb-Fall – Besuchen Sie Patricia Ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger private Dinner als Geschäftstermine getarnt und den Sender abgerechnet?  Der Verdacht liegt auf der Hand. Von René Althammer und Oliver Noffke  

Die Person, die Schlesinger im Sommer 2018 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt hat, leitet den rbb noch heute: Edda Kraft. Der Sender schmuggelte sie aus einer Tochtergesellschaft des MDR, die bis dahin im Besitz von Kraft gewesen war. Kraft sagte am Dienstag gegenüber dem Recherche-Team des rbb, Schlesinger sei bereits im April 2018 auf die CEO-Position angesprochen worden – mehr als zwei Monate, bevor der hoch angesehene Medienmanager zurücktrat und ihm die „Vorruhestandsregelung“ angeboten wurde. Ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger private Dinner als Geschäftstermine getarnt und den Sender abgerechnet? Der Verdacht liegt auf der Hand. Von René Althammer und Oliver Noffke Höcker behauptete, Krafts Wilderei-Vorschlag sei vom Rbb an Schlesinger weitergeleitet worden. Schlesinger und Kraft kannten sich bis dahin nur oberflächlich und trafen sich nur wenige Male. Offenbar sind der rbb-Manager und der Manager-Nachfolger seitdem Freunde geworden. Im Juni 2022 machten Kraft und Schlesinger gemeinsam Urlaub in Ostafrika. Ein von der deutschen Botschaft in Ruanda auf Twitter gepostetes Foto zeigt die beiden als Teil einer Reisegruppe, zu der auch Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl gehörte. Kurz nach Schlesingers Rückkehr nach Deutschland wurden erste Details der rbb-Affäre bekannt. Gegenstand der Berichterstattung war auch ein im Oktober 2020 abgeschlossener Vertrag eines Beraters mit rbb-Medien, der aufgrund des Weggangs des Managers derzeit von Schlesingers Vertrauter Edda Kraft betreut wird. *Das Forschungsteam des rbb besteht aus René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst. Er geht Vorwürfen gegen die rbb-Führung nach, agiert unabhängig und ist nicht an Weisungen gebunden. Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 19.08.2022, 14 Uhr Beigesteuert von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst


title: “Dumping F R 700.000 Euro Wie Schlesinger Einen Manager T Tete Klmat” ShowToc: true date: “2022-12-18” author: “Sandra White”


    Fr 19.08.22 |  13:12 Uhr  |  Von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst     

DPA/Carsten Koall Audio: rbb24-Inforadio | 19.08.2022 | Joe Goll | Bild: DPA/Carsten Koall Als Art Director war Patricia Schlesinger gemeinsam mit ihrem Chefjuristen Mediendirektorin beim rbb. Um ihn loszuwerden, muss der Sender ihm mehr als 700.000 Euro zahlen. Vom rbb Forschungskreis* Der rbb bezahlt seit vier Jahren einen eigentlich arbeitslosen Medienmanager. Bis zum 31. August 2026 soll der Mann insgesamt mehr als 700.000 Euro erhalten. Mehr als 300.000 Euro hat ihm der Sender seit seinem Abgang bereits gezahlt. Für die monatlichen Zahlungen sind nach Informationen des Ermittlerteams des rbb die frisch gefeuerte Intendantin Patricia Schlesinger sowie Susann Lange, damals Rechtsberaterin des Senders und heute Leiterin der Rechtsabteilung, verantwortlich. Das Paar bot dem 57-jährigen Manager bei Vertragsunterzeichnung die lukrative „Vorruhestandsregelung“ an. Der Geschäftsführer ist seit den 1990er Jahren beim rbb tätig, zunächst als Rechtsanwalt, zuletzt als Geschäftsführer der rbb media GmbH. Im Sommer 2018 soll Schlesinger bei seinem Abgang in einer Pressemitteilung gesagt haben, er könne bei der Sender-Tochter auf eine „bemerkenswerte Erfolgsgeschichte“ zurückblicken. Das tut uns sehr leid, die Zusammenarbeit war hervorragend.

Warum wurde dieses Angebot gemacht?

Nach dem Ausscheiden des Direktors erhielt er ein Beratungshonorar in Höhe von 10.000 € sowie eine Prämie in Höhe von 24.000 €. Der rbb erklärte damals öffentlich, dass der Manager die rbb-Medien auf eigenen Wunsch verlassen habe. Aus einem Schreiben, in dem er als Geschäftsführer zurückgetreten ist, geht hervor, dass er dann in der Rechtsabteilung des rbb – der Abteilung von Susann Lange – arbeiten sollte. Nach Informationen des rbb-Forschungsteams hat er dort offiziell noch eine Festanstellung und steht sogar im Urlaubsplan. Warum genau der rbb dem von ihm hoch gelobten Manager Zahlungen von jährlich rund 100.000 Euro anbot, um nicht mehr für das Haus zu arbeiten, wollte niemand beantworten. „Diese Verfahren liefen über die Rechtsabteilung des eigenen Senders. Sie sind also an der Quelle“, schrieb Schlesingers Anwalt Ralf Höcker am Mittwoch auf Anfrage des rbb-Ermittlerteams. „Bitte sehen Sie sich die Akten der Rechtsabteilung des rbb an. Frau Schlesinger hat darauf keinen Zugriff mehr.“

Ein Blick in das Archiv der Rechtsabteilung des rbb

Lang lehnte es ab, sich zum „Vorruhestandsplan“ ihres Managers oder zu ihrer eigenen Rolle in den zugrunde liegenden Verhandlungen zu äußern. In einer E-Mail an das Ermittlungsteam des rbb hat der Leiter der Rechtsabteilung am heutigen Freitag lapidar argumentiert, dass eine Wiedereinstellung des Mitarbeiters beim rbb auf keinen Fall möglich sei. In der Vergangenheit hatte sie eine Verlängerung der Frist für ihre Antwort beantragt. Allerdings leitete sie den E-Mail-Verkehr – offenbar irrtümlich – zur internen Abstimmung innerhalb ihrer Abteilung an das Recherche-Team des rbb weiter. Dies weist darauf hin, dass ein Lange-Mitarbeiter in der Rechtsabteilung damals, im Jahr 2018, Bedenken hinsichtlich eines Compliance-Prozesses geäußert hatte.

dpa / Carsten Koall rbb-Fall – Das Prinzip des Regisseurs Die Staatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Unterlagen und Daten für den rbb-Fall zu sichern. Patricia Schlesinger, eine ehemalige Direktorin, hat sich gegenüber dem Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Dass rbb-Forschungsgruppe* erwähnt.

Verletzung von Persönlichkeitsrechten

Kurz bevor Schlesinger und Lange dem Direktor ihr Angebot unterbreiteten, lief eine interne Untersuchung über ein mögliches Fehlverhalten des Mannes. Nach Informationen des rbb-Ermittlungsteams hatte der Mann die Ermittlungen selbst eingeleitet.

	rbb-Fall – Das Prinzip des Regisseurs

Die Staatsanwaltschaft Berlin hat den rbb aufgefordert, Unterlagen und Daten für den rbb-Fall zu sichern. Patricia Schlesinger, eine ehemalige Direktorin, hat sich gegenüber dem Rundfunkrat zu den Vorwürfen geäußert. Dass rbb-Forschungsgruppe* erwähnt. Die Ermittlungen ergaben zwar kein kündigungswürdiges Fehlverhalten, aber ein echtes Problem: Offenbar wurden Mitarbeiter während der Ermittlungen zum Privatleben des Mannes befragt. Nach Angaben der Beteiligten verletzte der Sender die Persönlichkeitsrechte des Regisseurs. Lange profitierte offenbar vom Abgang des Managers bei den rbb-Medien. Eine Woche nachdem sie und Schlesinger ihm den “Vorruhestandsplan” angeboten hatten und er sich bereit erklärte, zurückzutreten, veranlasste Schlesinger, dass Lange vorübergehend selbst zweite CEO der Tochtergesellschaft wurde. Das wurde auf einer außerordentlichen Versammlung der rbb-Medienaktionäre offenbar unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen: Anwesend waren laut notarieller Niederschrift nur Schlesinger und Lange. Nach Angaben des Research-Teams des rbb erhielt Lang als zweite Geschäftsführerin eine monatliche Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro – zusätzlich zu ihrem bisherigen Gehalt beim rbb.

Gemeinsamer Urlaub in Ruanda mit Schlesinger und Spörl

Einem heute veröffentlichten Bericht des Online-Portals „Business Insider“ zufolge sollen weitere ehemalige Mitarbeiter entlassen worden sein und ähnliche lukrative „Vorruhestandspläne“ haben, sodass sie nicht mehr für das Unternehmen arbeiten.

	rbb-Fall – Besuchen Sie Patricia Ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger private Dinner als Geschäftstermine getarnt und den Sender abgerechnet?  Der Verdacht liegt auf der Hand. Von René Althammer und Oliver Noffke  

Die Person, die Schlesinger im Sommer 2018 zum Vorstandsvorsitzenden ernannt hat, leitet den rbb noch heute: Edda Kraft. Der Sender schmuggelte sie aus einer Tochtergesellschaft des MDR, die bis dahin im Besitz von Kraft gewesen war. Kraft sagte am Dienstag gegenüber dem Recherche-Team des rbb, Schlesinger sei bereits im April 2018 auf die CEO-Position angesprochen worden – mehr als zwei Monate, bevor der hoch angesehene Medienmanager zurücktrat und ihm die „Vorruhestandsregelung“ angeboten wurde. Ehemalige rbb-Intendantin Patricia Schlesinger private Dinner als Geschäftstermine getarnt und den Sender abgerechnet? Der Verdacht liegt auf der Hand. Von René Althammer und Oliver Noffke Höcker behauptete, Krafts Wilderei-Vorschlag sei vom Rbb an Schlesinger weitergeleitet worden. Schlesinger und Kraft kannten sich bis dahin nur oberflächlich und trafen sich nur wenige Male. Offenbar sind der rbb-Manager und der Manager-Nachfolger seitdem Freunde geworden. Im Juni 2022 machten Kraft und Schlesinger gemeinsam Urlaub in Ostafrika. Ein von der deutschen Botschaft in Ruanda auf Twitter gepostetes Foto zeigt die beiden als Teil einer Reisegruppe, zu der auch Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl gehörte. Kurz nach Schlesingers Rückkehr nach Deutschland wurden erste Details der rbb-Affäre bekannt. Gegenstand der Berichterstattung war auch ein im Oktober 2020 abgeschlossener Vertrag eines Beraters mit rbb-Medien, der aufgrund des Weggangs des Managers derzeit von Schlesingers Vertrauter Edda Kraft betreut wird. *Das Forschungsteam des rbb besteht aus René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst. Er geht Vorwürfen gegen die rbb-Führung nach, agiert unabhängig und ist nicht an Weisungen gebunden. Ausstrahlung: rbb24 Inforadio, 19.08.2022, 14 Uhr Beigesteuert von René Althammer, Jo Goll, Daniel Laufer, Oliver Noffke und Gabi Probst