Vor zehn Jahren, im August 2012, landete der NASA-Rover Curiosity auf dem Mars. An Bord – ein Strahlungsmessgerät der Universität Kiel. Jetzt präsentieren Forscher überraschende Ergebnisse. von Stella Kennedy Mit Mütze über den Haaren, Schutzkittel und Plastiküberzügen über den Schuhen – nur so kommt man in den Raum. Im Reinraum Weltraumforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel herrscht absolute Sauberkeitspflicht. „Wir arbeiten hier mit Hochspannung, wenn zwischen zwei Spannungen ein Staubfaden in die Elektronik gelangt, dann gibt es einen Kurzschluss und die ganze Arbeit ist weg“, sagt der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schweingruber, der Mitglied ist. der Mars-Forschungsteams der NASA. “Es wäre schade”.
Tagsüber gibt es auf dem Mars mehr kosmische Strahlung
Etwas untertrieben: Hier am Fachbereich Astrophysik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wird an nichts Geringerem als der Marsforschung gearbeitet. Der von den Kieler Forschern entwickelte Strahlungszähler, ein handliches Metallgerät in Form einer Weltraumrakete, befand sich zuletzt auf dem NASA-Rover Curiosity. Die Ergebnisse überraschen auch die Kieler Forscher: „Wir haben festgestellt, dass die kosmische Strahlung auf dem Mars viel variabler ist, als wir bisher angenommen hatten“, berichtet Wimmer-Schwinggruber. Der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schwinggruber freut sich über die Ergebnisse des Strahlungsmessgeräts. So gebe es tagsüber mehr Strahlung als nachts, und auch die Sonne spiele eine elementare Rolle in der Atmosphäre auf dem Mars, so der Kieler Physiker. “Wir sehen, dass während Sonneneruptionen die Strahlung zunimmt.” Je nach Sonnenphase, dem sogenannten Sonnenzyklus, ermittelten die Forscher ganz unterschiedliche Strahlungswerte. Insgesamt ist die Strahlenbelastung auf dem Mars etwa 100-mal höher als auf der Erde. Dadurch sollten Astronauten laut Wimmer-Schweingruber vor hoher Strahlung in Höhlen oder an Hängen geschützt werden. Ein Raumanzug biete dagegen wenig Schutz vor Strahlung, “die den ganzen Körper durchdringt und überall Schaden anrichten kann”.
Gab es Leben auf dem Mars?
Robert Wimmer-Schwinggruber sagt, dass der Mars einst ein Magnetfeld wie die Erde hatte. Angesichts eines solchen Schutzes vor kosmischer Strahlung könnte es gut sein, dass der Mars einmal Leben hatte, sagt er. “Aber wir wissen es nicht”, sagt er, “weil die Spuren dieses Lebens jetzt durch Strahlung zerstört werden.” Daher müssen neue Marssonden nun tief bohren, um möglicherweise Spuren zu finden. „Wie tief man bohren muss, hängt von unserer Entdeckung ab“, sagt der Forscher. Sie wüssten jetzt, dass man zwei Meter tief bohren müsste, um irgendwelche Spuren zu entdecken. Der “Curiosity”-Rover der NASA schaffte es auf nur fünf Zentimeter, sagt er.
Schutz im Wassertank auf dem Weg zum Mars
Die Wissenschaftler der Kieler Forschungsgruppe führen eine Telefonkonferenz mit den internationalen Marsforschern der NASA. Die neuen Erkenntnisse über kosmische Strahlung bringen auch mehr Einblicke in bemannte Flüge zum Mars: Da man sich durch Abschirmung vor Strahlung schützen kann, wird man wohl einen Platz auf der zum Mars fliegenden Sonde bauen, die viel Abschirmmaterial hat. sagt Wimmer-Schweingruber. „Das könnte zum Beispiel ein Wassertank sein, der wie ein Hohlzylinder aufgebaut ist. Dann gehst du in diesen Wassertank und schirmst dich gegen die Strahlung ab.“ Um den perfekten Zeitpunkt für solche Vorbeiflüge vorherzusagen, arbeiten andere Forscher derzeit daran, Sonneneruptionen vorherzusagen. „Das gestaltet sich unglaublich schwierig“, sagt der Physiker. „Man muss das Innere der Sonne von A bis Z verstehen und so weit sind wir noch nicht.“
Häuser mit 80 cm dicken Wänden aus Marserde
Ob Leben auf dem Mars in Zukunft möglich sein wird, ist der Physikprofessor zuversichtlich: „Es gibt genug Menschen, die dafür bezahlen würden, auf dem Mars zu leben.“ Wie dieses Leben dann aussehen würde, ist allerdings ungewiss. Auf dem Mars könne man laut Wimmer-Schweingruber nur in gut abgeschirmten Räumen leben. Auf jeden Fall braucht die Welt nicht nur ein dickes Fell, sondern vor allem Häuser mit dicken Mauern. Ein weiteres Ergebnis der Kieler Forscher ist, dass die Behausungen etwa 80 Zentimeter dicke Wände aus Marserde benötigten, um die Strahlung abzuschirmen. Der isolierte Reinraum der Universität Kiel mit seiner sterilen Atmosphäre könnte der perfekte Ort sein, um sich solche Marshäuser vorzustellen. Wer wieder draußen ist und Hemd und Mütze abgelegt hat, atmet instinktiv auf: Willkommen zurück auf der Erde. Weitere Informationen Herzlichen Glückwunsch an die NASA USA und die Uni Kiel: Curiosity ist heute Morgen auf dem Mars gelandet. Mit an Bord: Spezialequipment von Kieler Wissenschaftlern. mehr Am 6. August 2012 landet das Mini-Labor auf dem roten Planeten – ein Grund zum Feiern auch für die norddeutschen Wissenschaftler. mehr Schleswig-Holsteinisches Journal Dieses Thema im Programm:
Schleswig-Holstein Zeitschrift | 18.08.2022 | Zeit 19:30
title: “Nasa Rover Curiosity Kieler Messger T Liefert Neue Ergebnisse Ndr.De Nachrichten Klmat” ShowToc: true date: “2022-11-25” author: “Andrew Fernandez”
Vor zehn Jahren, im August 2012, landete der NASA-Rover Curiosity auf dem Mars. An Bord – ein Strahlungsmessgerät der Universität Kiel. Jetzt präsentieren Forscher überraschende Ergebnisse. von Stella Kennedy Mit Mütze über den Haaren, Schutzkittel und Plastiküberzügen über den Schuhen – nur so kommt man in den Raum. Im Reinraum Weltraumforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel herrscht absolute Sauberkeitspflicht. „Wir arbeiten hier mit Hochspannung, wenn zwischen zwei Spannungen ein Staubfaden in die Elektronik gelangt, dann gibt es einen Kurzschluss und die ganze Arbeit ist weg“, sagt der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schweingruber, der Mitglied ist. der Mars-Forschungsteams der NASA. “Es wäre schade”.
Tagsüber gibt es auf dem Mars mehr kosmische Strahlung
Etwas untertrieben: Hier am Fachbereich Astrophysik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wird an nichts Geringerem als der Marsforschung gearbeitet. Der von den Kieler Forschern entwickelte Strahlungszähler, ein handliches Metallgerät in Form einer Weltraumrakete, befand sich zuletzt auf dem NASA-Rover Curiosity. Die Ergebnisse überraschen auch die Kieler Forscher: „Wir haben festgestellt, dass die kosmische Strahlung auf dem Mars viel variabler ist, als wir bisher angenommen hatten“, berichtet Wimmer-Schwinggruber. Der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schwinggruber freut sich über die Ergebnisse des Strahlungsmessgeräts. So gebe es tagsüber mehr Strahlung als nachts, und auch die Sonne spiele eine elementare Rolle in der Atmosphäre auf dem Mars, so der Kieler Physiker. “Wir sehen, dass während Sonneneruptionen die Strahlung zunimmt.” Je nach Sonnenphase, dem sogenannten Sonnenzyklus, ermittelten die Forscher ganz unterschiedliche Strahlungswerte. Insgesamt ist die Strahlenbelastung auf dem Mars etwa 100-mal höher als auf der Erde. Dadurch sollten Astronauten laut Wimmer-Schweingruber vor hoher Strahlung in Höhlen oder an Hängen geschützt werden. Ein Raumanzug biete dagegen wenig Schutz vor Strahlung, “die den ganzen Körper durchdringt und überall Schaden anrichten kann”.
Gab es Leben auf dem Mars?
Robert Wimmer-Schwinggruber sagt, dass der Mars einst ein Magnetfeld wie die Erde hatte. Angesichts eines solchen Schutzes vor kosmischer Strahlung könnte es gut sein, dass der Mars einmal Leben hatte, sagt er. “Aber wir wissen es nicht”, sagt er, “weil die Spuren dieses Lebens jetzt durch Strahlung zerstört werden.” Daher müssen neue Marssonden nun tief bohren, um möglicherweise Spuren zu finden. „Wie tief man bohren muss, hängt von unserer Entdeckung ab“, sagt der Forscher. Sie wüssten jetzt, dass man zwei Meter tief bohren müsste, um irgendwelche Spuren zu entdecken. Der “Curiosity”-Rover der NASA schaffte es auf nur fünf Zentimeter, sagt er.
Schutz im Wassertank auf dem Weg zum Mars
Die Wissenschaftler der Kieler Forschungsgruppe führen eine Telefonkonferenz mit den internationalen Marsforschern der NASA. Die neuen Erkenntnisse über kosmische Strahlung bringen auch mehr Einblicke in bemannte Flüge zum Mars: Da man sich durch Abschirmung vor Strahlung schützen kann, wird man wohl einen Platz auf der zum Mars fliegenden Sonde bauen, die viel Abschirmmaterial hat. sagt Wimmer-Schweingruber. „Das könnte zum Beispiel ein Wassertank sein, der wie ein Hohlzylinder aufgebaut ist. Dann gehst du in diesen Wassertank und schirmst dich gegen die Strahlung ab.“ Um den perfekten Zeitpunkt für solche Vorbeiflüge vorherzusagen, arbeiten andere Forscher derzeit daran, Sonneneruptionen vorherzusagen. „Das gestaltet sich unglaublich schwierig“, sagt der Physiker. „Man muss das Innere der Sonne von A bis Z verstehen und so weit sind wir noch nicht.“
Häuser mit 80 cm dicken Wänden aus Marserde
Ob Leben auf dem Mars in Zukunft möglich sein wird, ist der Physikprofessor zuversichtlich: „Es gibt genug Menschen, die dafür bezahlen würden, auf dem Mars zu leben.“ Wie dieses Leben dann aussehen würde, ist allerdings ungewiss. Auf dem Mars könne man laut Wimmer-Schweingruber nur in gut abgeschirmten Räumen leben. Auf jeden Fall braucht die Welt nicht nur ein dickes Fell, sondern vor allem Häuser mit dicken Mauern. Ein weiteres Ergebnis der Kieler Forscher ist, dass die Behausungen etwa 80 Zentimeter dicke Wände aus Marserde benötigten, um die Strahlung abzuschirmen. Der isolierte Reinraum der Universität Kiel mit seiner sterilen Atmosphäre könnte der perfekte Ort sein, um sich solche Marshäuser vorzustellen. Wer wieder draußen ist und Hemd und Mütze abgelegt hat, atmet instinktiv auf: Willkommen zurück auf der Erde. Weitere Informationen Herzlichen Glückwunsch an die NASA USA und die Uni Kiel: Curiosity ist heute Morgen auf dem Mars gelandet. Mit an Bord: Spezialequipment von Kieler Wissenschaftlern. mehr Am 6. August 2012 landet das Mini-Labor auf dem roten Planeten – ein Grund zum Feiern auch für die norddeutschen Wissenschaftler. mehr Schleswig-Holsteinisches Journal Dieses Thema im Programm:
Schleswig-Holstein Zeitschrift | 18.08.2022 | Zeit 19:30
title: “Nasa Rover Curiosity Kieler Messger T Liefert Neue Ergebnisse Ndr.De Nachrichten Klmat” ShowToc: true date: “2022-12-04” author: “Edna Ocasio”
Vor zehn Jahren, im August 2012, landete der NASA-Rover Curiosity auf dem Mars. An Bord – ein Strahlungsmessgerät der Universität Kiel. Jetzt präsentieren Forscher überraschende Ergebnisse. von Stella Kennedy Mit Mütze über den Haaren, Schutzkittel und Plastiküberzügen über den Schuhen – nur so kommt man in den Raum. Im Reinraum Weltraumforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel herrscht absolute Sauberkeitspflicht. „Wir arbeiten hier mit Hochspannung, wenn zwischen zwei Spannungen ein Staubfaden in die Elektronik gelangt, dann gibt es einen Kurzschluss und die ganze Arbeit ist weg“, sagt der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schweingruber, der Mitglied ist. der Mars-Forschungsteams der NASA. “Es wäre schade”.
Tagsüber gibt es auf dem Mars mehr kosmische Strahlung
Etwas untertrieben: Hier am Fachbereich Astrophysik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wird an nichts Geringerem als der Marsforschung gearbeitet. Der von den Kieler Forschern entwickelte Strahlungszähler, ein handliches Metallgerät in Form einer Weltraumrakete, befand sich zuletzt auf dem NASA-Rover Curiosity. Die Ergebnisse überraschen auch die Kieler Forscher: „Wir haben festgestellt, dass die kosmische Strahlung auf dem Mars viel variabler ist, als wir bisher angenommen hatten“, berichtet Wimmer-Schwinggruber. Der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schwinggruber freut sich über die Ergebnisse des Strahlungsmessgeräts. So gebe es tagsüber mehr Strahlung als nachts, und auch die Sonne spiele eine elementare Rolle in der Atmosphäre auf dem Mars, so der Kieler Physiker. “Wir sehen, dass während Sonneneruptionen die Strahlung zunimmt.” Je nach Sonnenphase, dem sogenannten Sonnenzyklus, ermittelten die Forscher ganz unterschiedliche Strahlungswerte. Insgesamt ist die Strahlenbelastung auf dem Mars etwa 100-mal höher als auf der Erde. Dadurch sollten Astronauten laut Wimmer-Schweingruber vor hoher Strahlung in Höhlen oder an Hängen geschützt werden. Ein Raumanzug biete dagegen wenig Schutz vor Strahlung, “die den ganzen Körper durchdringt und überall Schaden anrichten kann”.
Gab es Leben auf dem Mars?
Robert Wimmer-Schwinggruber sagt, dass der Mars einst ein Magnetfeld wie die Erde hatte. Angesichts eines solchen Schutzes vor kosmischer Strahlung könnte es gut sein, dass der Mars einmal Leben hatte, sagt er. “Aber wir wissen es nicht”, sagt er, “weil die Spuren dieses Lebens jetzt durch Strahlung zerstört werden.” Daher müssen neue Marssonden nun tief bohren, um möglicherweise Spuren zu finden. „Wie tief man bohren muss, hängt von unserer Entdeckung ab“, sagt der Forscher. Sie wüssten jetzt, dass man zwei Meter tief bohren müsste, um irgendwelche Spuren zu entdecken. Der “Curiosity”-Rover der NASA schaffte es auf nur fünf Zentimeter, sagt er.
Schutz im Wassertank auf dem Weg zum Mars
Die Wissenschaftler der Kieler Forschungsgruppe führen eine Telefonkonferenz mit den internationalen Marsforschern der NASA. Die neuen Erkenntnisse über kosmische Strahlung bringen auch mehr Einblicke in bemannte Flüge zum Mars: Da man sich durch Abschirmung vor Strahlung schützen kann, wird man wohl einen Platz auf der zum Mars fliegenden Sonde bauen, die viel Abschirmmaterial hat. sagt Wimmer-Schweingruber. „Das könnte zum Beispiel ein Wassertank sein, der wie ein Hohlzylinder aufgebaut ist. Dann gehst du in diesen Wassertank und schirmst dich gegen die Strahlung ab.“ Um den perfekten Zeitpunkt für solche Vorbeiflüge vorherzusagen, arbeiten andere Forscher derzeit daran, Sonneneruptionen vorherzusagen. „Das gestaltet sich unglaublich schwierig“, sagt der Physiker. „Man muss das Innere der Sonne von A bis Z verstehen und so weit sind wir noch nicht.“
Häuser mit 80 cm dicken Wänden aus Marserde
Ob Leben auf dem Mars in Zukunft möglich sein wird, ist der Physikprofessor zuversichtlich: „Es gibt genug Menschen, die dafür bezahlen würden, auf dem Mars zu leben.“ Wie dieses Leben dann aussehen würde, ist allerdings ungewiss. Auf dem Mars könne man laut Wimmer-Schweingruber nur in gut abgeschirmten Räumen leben. Auf jeden Fall braucht die Welt nicht nur ein dickes Fell, sondern vor allem Häuser mit dicken Mauern. Ein weiteres Ergebnis der Kieler Forscher ist, dass die Behausungen etwa 80 Zentimeter dicke Wände aus Marserde benötigten, um die Strahlung abzuschirmen. Der isolierte Reinraum der Universität Kiel mit seiner sterilen Atmosphäre könnte der perfekte Ort sein, um sich solche Marshäuser vorzustellen. Wer wieder draußen ist und Hemd und Mütze abgelegt hat, atmet instinktiv auf: Willkommen zurück auf der Erde. Weitere Informationen Herzlichen Glückwunsch an die NASA USA und die Uni Kiel: Curiosity ist heute Morgen auf dem Mars gelandet. Mit an Bord: Spezialequipment von Kieler Wissenschaftlern. mehr Am 6. August 2012 landet das Mini-Labor auf dem roten Planeten – ein Grund zum Feiern auch für die norddeutschen Wissenschaftler. mehr Schleswig-Holsteinisches Journal Dieses Thema im Programm:
Schleswig-Holstein Zeitschrift | 18.08.2022 | Zeit 19:30
title: “Nasa Rover Curiosity Kieler Messger T Liefert Neue Ergebnisse Ndr.De Nachrichten Klmat” ShowToc: true date: “2022-12-04” author: “Helen Nolder”
Vor zehn Jahren, im August 2012, landete der NASA-Rover Curiosity auf dem Mars. An Bord – ein Strahlungsmessgerät der Universität Kiel. Jetzt präsentieren Forscher überraschende Ergebnisse. von Stella Kennedy Mit Mütze über den Haaren, Schutzkittel und Plastiküberzügen über den Schuhen – nur so kommt man in den Raum. Im Reinraum Weltraumforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel herrscht absolute Sauberkeitspflicht. „Wir arbeiten hier mit Hochspannung, wenn zwischen zwei Spannungen ein Staubfaden in die Elektronik gelangt, dann gibt es einen Kurzschluss und die ganze Arbeit ist weg“, sagt der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schweingruber, der Mitglied ist. der Mars-Forschungsteams der NASA. “Es wäre schade”.
Tagsüber gibt es auf dem Mars mehr kosmische Strahlung
Etwas untertrieben: Hier am Fachbereich Astrophysik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wird an nichts Geringerem als der Marsforschung gearbeitet. Der von den Kieler Forschern entwickelte Strahlungszähler, ein handliches Metallgerät in Form einer Weltraumrakete, befand sich zuletzt auf dem NASA-Rover Curiosity. Die Ergebnisse überraschen auch die Kieler Forscher: „Wir haben festgestellt, dass die kosmische Strahlung auf dem Mars viel variabler ist, als wir bisher angenommen hatten“, berichtet Wimmer-Schwinggruber. Der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schwinggruber freut sich über die Ergebnisse des Strahlungsmessgeräts. So gebe es tagsüber mehr Strahlung als nachts, und auch die Sonne spiele eine elementare Rolle in der Atmosphäre auf dem Mars, so der Kieler Physiker. “Wir sehen, dass während Sonneneruptionen die Strahlung zunimmt.” Je nach Sonnenphase, dem sogenannten Sonnenzyklus, ermittelten die Forscher ganz unterschiedliche Strahlungswerte. Insgesamt ist die Strahlenbelastung auf dem Mars etwa 100-mal höher als auf der Erde. Dadurch sollten Astronauten laut Wimmer-Schweingruber vor hoher Strahlung in Höhlen oder an Hängen geschützt werden. Ein Raumanzug biete dagegen wenig Schutz vor Strahlung, “die den ganzen Körper durchdringt und überall Schaden anrichten kann”.
Gab es Leben auf dem Mars?
Robert Wimmer-Schwinggruber sagt, dass der Mars einst ein Magnetfeld wie die Erde hatte. Angesichts eines solchen Schutzes vor kosmischer Strahlung könnte es gut sein, dass der Mars einmal Leben hatte, sagt er. “Aber wir wissen es nicht”, sagt er, “weil die Spuren dieses Lebens jetzt durch Strahlung zerstört werden.” Daher müssen neue Marssonden nun tief bohren, um möglicherweise Spuren zu finden. „Wie tief man bohren muss, hängt von unserer Entdeckung ab“, sagt der Forscher. Sie wüssten jetzt, dass man zwei Meter tief bohren müsste, um irgendwelche Spuren zu entdecken. Der “Curiosity”-Rover der NASA schaffte es auf nur fünf Zentimeter, sagt er.
Schutz im Wassertank auf dem Weg zum Mars
Die Wissenschaftler der Kieler Forschungsgruppe führen eine Telefonkonferenz mit den internationalen Marsforschern der NASA. Die neuen Erkenntnisse über kosmische Strahlung bringen auch mehr Einblicke in bemannte Flüge zum Mars: Da man sich durch Abschirmung vor Strahlung schützen kann, wird man wohl einen Platz auf der zum Mars fliegenden Sonde bauen, die viel Abschirmmaterial hat. sagt Wimmer-Schweingruber. „Das könnte zum Beispiel ein Wassertank sein, der wie ein Hohlzylinder aufgebaut ist. Dann gehst du in diesen Wassertank und schirmst dich gegen die Strahlung ab.“ Um den perfekten Zeitpunkt für solche Vorbeiflüge vorherzusagen, arbeiten andere Forscher derzeit daran, Sonneneruptionen vorherzusagen. „Das gestaltet sich unglaublich schwierig“, sagt der Physiker. „Man muss das Innere der Sonne von A bis Z verstehen und so weit sind wir noch nicht.“
Häuser mit 80 cm dicken Wänden aus Marserde
Ob Leben auf dem Mars in Zukunft möglich sein wird, ist der Physikprofessor zuversichtlich: „Es gibt genug Menschen, die dafür bezahlen würden, auf dem Mars zu leben.“ Wie dieses Leben dann aussehen würde, ist allerdings ungewiss. Auf dem Mars könne man laut Wimmer-Schweingruber nur in gut abgeschirmten Räumen leben. Auf jeden Fall braucht die Welt nicht nur ein dickes Fell, sondern vor allem Häuser mit dicken Mauern. Ein weiteres Ergebnis der Kieler Forscher ist, dass die Behausungen etwa 80 Zentimeter dicke Wände aus Marserde benötigten, um die Strahlung abzuschirmen. Der isolierte Reinraum der Universität Kiel mit seiner sterilen Atmosphäre könnte der perfekte Ort sein, um sich solche Marshäuser vorzustellen. Wer wieder draußen ist und Hemd und Mütze abgelegt hat, atmet instinktiv auf: Willkommen zurück auf der Erde. Weitere Informationen Herzlichen Glückwunsch an die NASA USA und die Uni Kiel: Curiosity ist heute Morgen auf dem Mars gelandet. Mit an Bord: Spezialequipment von Kieler Wissenschaftlern. mehr Am 6. August 2012 landet das Mini-Labor auf dem roten Planeten – ein Grund zum Feiern auch für die norddeutschen Wissenschaftler. mehr Schleswig-Holsteinisches Journal Dieses Thema im Programm:
Schleswig-Holstein Zeitschrift | 18.08.2022 | Zeit 19:30
title: “Nasa Rover Curiosity Kieler Messger T Liefert Neue Ergebnisse Ndr.De Nachrichten Klmat” ShowToc: true date: “2022-10-24” author: “Billie Wiglesworth”
Vor zehn Jahren, im August 2012, landete der NASA-Rover Curiosity auf dem Mars. An Bord – ein Strahlungsmessgerät der Universität Kiel. Jetzt präsentieren Forscher überraschende Ergebnisse. von Stella Kennedy Mit Mütze über den Haaren, Schutzkittel und Plastiküberzügen über den Schuhen – nur so kommt man in den Raum. Im Reinraum Weltraumforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel herrscht absolute Sauberkeitspflicht. „Wir arbeiten hier mit Hochspannung, wenn zwischen zwei Spannungen ein Staubfaden in die Elektronik gelangt, dann gibt es einen Kurzschluss und die ganze Arbeit ist weg“, sagt der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schweingruber, der Mitglied ist. der Mars-Forschungsteams der NASA. “Es wäre schade”.
Tagsüber gibt es auf dem Mars mehr kosmische Strahlung
Etwas untertrieben: Hier am Fachbereich Astrophysik der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wird an nichts Geringerem als der Marsforschung gearbeitet. Der von den Kieler Forschern entwickelte Strahlungszähler, ein handliches Metallgerät in Form einer Weltraumrakete, befand sich zuletzt auf dem NASA-Rover Curiosity. Die Ergebnisse überraschen auch die Kieler Forscher: „Wir haben festgestellt, dass die kosmische Strahlung auf dem Mars viel variabler ist, als wir bisher angenommen hatten“, berichtet Wimmer-Schwinggruber. Der Kieler Physikprofessor Robert Wimmer-Schwinggruber freut sich über die Ergebnisse des Strahlungsmessgeräts. So gebe es tagsüber mehr Strahlung als nachts, und auch die Sonne spiele eine elementare Rolle in der Atmosphäre auf dem Mars, so der Kieler Physiker. “Wir sehen, dass während Sonneneruptionen die Strahlung zunimmt.” Je nach Sonnenphase, dem sogenannten Sonnenzyklus, ermittelten die Forscher ganz unterschiedliche Strahlungswerte. Insgesamt ist die Strahlenbelastung auf dem Mars etwa 100-mal höher als auf der Erde. Dadurch sollten Astronauten laut Wimmer-Schweingruber vor hoher Strahlung in Höhlen oder an Hängen geschützt werden. Ein Raumanzug biete dagegen wenig Schutz vor Strahlung, “die den ganzen Körper durchdringt und überall Schaden anrichten kann”.
Gab es Leben auf dem Mars?
Robert Wimmer-Schwinggruber sagt, dass der Mars einst ein Magnetfeld wie die Erde hatte. Angesichts eines solchen Schutzes vor kosmischer Strahlung könnte es gut sein, dass der Mars einmal Leben hatte, sagt er. “Aber wir wissen es nicht”, sagt er, “weil die Spuren dieses Lebens jetzt durch Strahlung zerstört werden.” Daher müssen neue Marssonden nun tief bohren, um möglicherweise Spuren zu finden. „Wie tief man bohren muss, hängt von unserer Entdeckung ab“, sagt der Forscher. Sie wüssten jetzt, dass man zwei Meter tief bohren müsste, um irgendwelche Spuren zu entdecken. Der “Curiosity”-Rover der NASA schaffte es auf nur fünf Zentimeter, sagt er.
Schutz im Wassertank auf dem Weg zum Mars
Die Wissenschaftler der Kieler Forschungsgruppe führen eine Telefonkonferenz mit den internationalen Marsforschern der NASA. Die neuen Erkenntnisse über kosmische Strahlung bringen auch mehr Einblicke in bemannte Flüge zum Mars: Da man sich durch Abschirmung vor Strahlung schützen kann, wird man wohl einen Platz auf der zum Mars fliegenden Sonde bauen, die viel Abschirmmaterial hat. sagt Wimmer-Schweingruber. „Das könnte zum Beispiel ein Wassertank sein, der wie ein Hohlzylinder aufgebaut ist. Dann gehst du in diesen Wassertank und schirmst dich gegen die Strahlung ab.“ Um den perfekten Zeitpunkt für solche Vorbeiflüge vorherzusagen, arbeiten andere Forscher derzeit daran, Sonneneruptionen vorherzusagen. „Das gestaltet sich unglaublich schwierig“, sagt der Physiker. „Man muss das Innere der Sonne von A bis Z verstehen und so weit sind wir noch nicht.“
Häuser mit 80 cm dicken Wänden aus Marserde
Ob Leben auf dem Mars in Zukunft möglich sein wird, ist der Physikprofessor zuversichtlich: „Es gibt genug Menschen, die dafür bezahlen würden, auf dem Mars zu leben.“ Wie dieses Leben dann aussehen würde, ist allerdings ungewiss. Auf dem Mars könne man laut Wimmer-Schweingruber nur in gut abgeschirmten Räumen leben. Auf jeden Fall braucht die Welt nicht nur ein dickes Fell, sondern vor allem Häuser mit dicken Mauern. Ein weiteres Ergebnis der Kieler Forscher ist, dass die Behausungen etwa 80 Zentimeter dicke Wände aus Marserde benötigten, um die Strahlung abzuschirmen. Der isolierte Reinraum der Universität Kiel mit seiner sterilen Atmosphäre könnte der perfekte Ort sein, um sich solche Marshäuser vorzustellen. Wer wieder draußen ist und Hemd und Mütze abgelegt hat, atmet instinktiv auf: Willkommen zurück auf der Erde. Weitere Informationen Herzlichen Glückwunsch an die NASA USA und die Uni Kiel: Curiosity ist heute Morgen auf dem Mars gelandet. Mit an Bord: Spezialequipment von Kieler Wissenschaftlern. mehr Am 6. August 2012 landet das Mini-Labor auf dem roten Planeten – ein Grund zum Feiern auch für die norddeutschen Wissenschaftler. mehr Schleswig-Holsteinisches Journal Dieses Thema im Programm:
Schleswig-Holstein Zeitschrift | 18.08.2022 | Zeit 19:30